Maurice B . Line Ist Kooperation etwas Gutes ?

Kooperation zwischen Bibliotheken wurde schon immer für etwas Gutes gehalten, wie etwa der Glaube an Gott und an die Mutterschaft. Der Glaube an Gott ist jedoch keineswegs universell, und heutzutage bemüht man sich eher, die Mutterschaft zu vermeiden, als sie zu fördern. In ähnlicher Weise wird Bibliothekskooperation oft in Lippenbekenntnissen beschworen, aber nur relativ selten in die Tat umgesetzt, und wenn sie funktioniert, dann selten effektiv. Daß über Kooperation sehr viele Lippenbekenntnisse abgelegt werden, beweist die zahlreiche Literatur zum Thema eine Literatur, die in den letzten Jahren an Umfang ständig zugenommen hat. Wir haben dies zum größten Teil der Automatisierung zu verdanken, die die Bibliothekare nicht nur in die Lage versetzt, zweifelhafte Ziele auf raffinierterem (d.h. komplizierterem und teurerem) Weg anzugehen und manchmal auch zu erreichen, sondern sie auch veranlaßt, ausführlich über ihre Tätigkeit oder, häufiger noch, über ihre Zukunftspröjekte ausführlich zu schreiben. Hinsichtlich „Kooperation" und „Automatisierung" ist es aber zu einfach, in der bloßen Annahme zu beginnen, sie seien wünschenswert, und anschließend erst ihre nützlichen Anwendungsmöglichkeiten zu untersuchen. Dies ist der verkehrte Weg! Die Bibliothekare müssen zunächst feststellen, welches Ziel sie erreichen wollen, dann alternative Methoden zur Erreichung dieses Zieles bestimmen und ihre voraussichtlichen Kosten und ihre Leistungsfähigkeit vergleichen. Kooperation in der einen oder anderen Weise mag als mögliche Lösung dienen, desgleichen die Nutzung zentraler Dienste oder ein Alleingang. Welches sind denn die Hauptaufgaben der Bibliotheken? Im allgemeinen lassen sie sich als das Beschaffen und Bereitstellen von Informationen beschreiben. Gegenwärtig geht es dabei im wesentlichen um Informationen in Buchform, und die betreffenden Tätigkeiten sind daher: 1. Erwerbung: Auswahl, Bestellung und Ankauf usw. 2. Erschließung: Formalund Sachkatalogisierung 3. Benutzung: der eigenen Bücher durch Beratung und Ausleihe; der nicht in den eigenen Beständen vorhandenen Bücher durch Fernleihe 4. Magazinierung: für die gegenwärtige und zukünftige Nutzung Ich werde im folgenden jede dieser Tätigkeiten im Hinblick auf die Frage betrachten, inwieweit Kooperation hier hilfreich sein könnte.